Suchen die USA eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt?

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Nein zur Eskalation Foto:Pixabay

Ausblicke für den Ukraine-Krieg:

1. Teil die RAND-Analyse (heute)

2. Teil Die Eskalationsmöglichkeiten Russlands oder das Gleichgewicht des Schreckens (am Wochenende)

Die Analyse, nach der sich die USA-Führung augenblicklich zu richten scheint, stammt von der RAND Corporation. Die RAND Corporation (research and development „Forschung und Entwicklung“) ist ein Think Tank in den USA, der nach Ende des 2.Weltkrieg gegründet wurde, um die Streitkräfte der USA zu beraten. RAND beschäftigt über 1.880 Angestellte aus 50 verschiedenen Ländern. (Wikipedia).

Die Analyse nennt sich „Avoiding a Long War“ (Vermeidung eines langen Krieges) und berücksichtigt die Lage bis Dezember 2022 und wurde im Januar 2023 veröffentlicht. Augenblicklich findet sowohl seitens der USA und Russlands ein großes Säbelrasseln statt. So dass man gar nicht wahrnimmt, dass seitens der USA eine Verhandlungslösung gesucht wird. Russland glaubt es angesichts seiner verbesserten Lage an der Front nicht so eilig zu haben. Auf das russische Säbelrasseln gehe ich im 2. Teil des Artikels ein, mit dem Titel „die Eskalationsmöglichkeiten Russlands oder das Gleichgewicht des Schreckens“, auf das erstaunlicher Weise in den Westlichen Medien nicht reagiert wird.

Als erstes stelle ich die Analyse vor, danach die Fakten die darauf hindeuten, dass der vorgeschlagene Weg von der USA tatsächlich verfolgt wird und das Säbelrasseln überwiegend den Zweck verfolgt, Stärke zu zeigen und nicht als Verlierer dazustehen. Bis zur Verhandlungslösung wird sich der Krieg wahrscheinlich verschärfen, in dem Versuch, die jeweilige Position zu verbessern. Dies könnte dann aber auch Verhandlungen erschweren oder sogar verhindern.

Die Analyse der RAND Corporation „Vermeidung eines langen Krieges“:

Die kursiv geschriebenen Texte sind von RAND und wurden dann automatisiert ins Deutsche übersetzt.

In der Analyse gibt es 2 Schlüsselfragen. Dabei wird geklärt, was dabei für die USA in diesem Krieg besonders wichtig ist, und was weniger wichtig ist.

Bei 1. geht es um die territoriale Kontrolle der Ukraine
Bei 1a geht es dabei um den Nutzen für die USA, bei 1b geht es um die Nachteile für die USA.
Bei 2. geht es um die Dauer des Krieges.
Bei 2a geht es dabei um den Nutzen für die USA, bei 2b geht es um die Nachteile für die USA.

Anfang der Übersetzung der Schlüsselaussagen:

1a)Potenzieller Nutzen einer stärkeren territorialen Kontrolle der Ukraine für die Vereinigten Staaten:

a) Hochgradig bedeutsame Vorteile: keine

b) Mäßig bedeutende Vorteile:

Es würden weniger Ukrainer unter russischer Besatzung leben. Erläuterung: Die Vereinigten Staaten haben ein humanitäres Interesse daran weniger Ukrainer der russischen Besatzung auszusetzen.

c) Weniger bedeutende Vorteile:

Die Ukraine könnte wirtschaftlicher werden, lebensfähig und weniger abhängig von externer Hilfe werden.

– Die ukrainische Kontrolle über einen größeren Teil ihres souveränen Landes. Erläuterung:

Ohne eine vollständige Rückeroberung der ukrainischen Gebiete wird Russland die Norm der territorialen Integrität weiterhin verletzen.

1b) Mögliche Kosten einer stärkeren territorialen Kontrolle der Ukraine für die Vereinigten Staaten

Hoch bedeutsame Kosten:

– Die Ermöglichung einer größeren territorialen Kontrolle durch die Ukraine erhöht das Risiko eines langen Krieges. Erläuterung: Ein langer Krieg stellt die Interessen der USA vor erhebliche Herausforderungen (siehe auch 2b).

– Es besteht ein höheres Risiko eines russischen Atomwaffeneinsatzes oder eines NATO-Russland-Krieges, wenn die Ukraine die Kontrolllinie vom 24. Februar 2022 überschreitet. Erläuterung: Die Vermeidung dieser beiden Formen der Eskalation hat für die USA oberste Priorität.

Moderate Kosten:

Weniger bedeutende Kosten:

2a)Mögliche Vorteile eines langen Krieges für die Vereinigten Staaten

Hochgradig bedeutsame Vorteile: keine

Mäßig bedeutsame Vorteile:

– Russland wird weiter geschwächt. Erläuterung:Russland wurde durch den Krieg bereits erheblich geschwächt, so dass die USA nur mäßige Vorteile aus einer weiteren Schwächung ihres Gegners ziehen würden.

Weniger bedeutende Vorteile:

– Größere territoriale Kontrolle über die Ukraine ist möglich. Erläuterung: Die Vorteile einer größeren territorialen Kontrolle über die Ukraine sind mäßig oder weniger bedeutend.

– Russlands Fähigkeit, andere zu bedrohen, ist begrenzt, solange der Krieg andauert. Erläuterung: Solange die Kämpfe andauern, haben das russische Militär und seine Führung viel weniger Spielraum, um anderswo zu intervenieren.

– Die Verbündeten werden möglicherweise ihre Energieabhängigkeit von Russland weiter verringern und die Ausgaben für ihre eigene Verteidigung erhöhen. Erläuterung: diese Tendenzen scheinen bereits festzustehen.

2b) Mögliche Kosten eines langen Krieges für die Vereinigten Staaten

Hoch bedeutende Kosten:

– Das Risiko eines russischen Atomwaffeneinsatzes und eines NATO-Russland-Krieges wäre dauerhaft erhöht. Erläuterung: Die Vermeidung dieser beiden Formen der Eskalation hat für die USA oberste Priorität.

Moderate Kosten:

– Die Ukraine hätte während und nach dem Krieg einen größeren Bedarf an externer wirtschaftlicher und militärischer Unterstützung. Erläuterung: Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Ukraine würde die Belastung der Haushalte und Vorräte der USA und ihrer Verbündeten verringern.

– Mehr ukrainische Zivilisten würden sterben, vertrieben werden oder kriegsbedingte Härten erleiden. Erläuterung:Die Vereinigten Staaten haben ein humanitäres Interesse daran, das Leiden des ukrainischen Volkes zu verringern.

– Die Energie- und Lebensmittelpreise würden weiter steigen, was weltweit zu Verlusten an Menschenleben und Leid führen würde. Erläuterung:Die Vereinigten Staaten haben ein Interesse an stabilen Energiemärkten und an der Minimierung der weltweiten Ernährungsunsicherheit und des damit verbundenen menschlichen Leids.

– Das globale Wirtschaftswachstum würde sich verlangsamen Erläuterung:Die globalen Wirtschaftstrends haben Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.

– Die Vereinigten Staaten wären weniger in der Lage, sich auf andere globale Prioritäten zu konzentrieren. Erläuterung: Die Ressourcen, Kräfte und die Aufmerksamkeit der obersten Führung der Vereinigten Staaten werden nicht für andere Prioritäten der Vereinigten Staaten eingesetzt.

– Ein anhaltendes Einfrieren der Beziehungen zwischen den USA und Russland würde andere US-Prioritäten in Frage stellen. Erläuterung: Die bilaterale oder multilaterale Interaktion mit Russland in Bezug auf wichtige US-Interessen wird während des Krieges höchst umstritten sein.

weniger bedeutende Kosten:

– Es besteht die Möglichkeit, dass Russland territoriale Gewinne erzielt. Erläuterung: Russland wird wahrscheinlich keine nennenswerten Gebietsgewinne erzielen.

– Die Abhängigkeit Russlands von China könnte zunehmen. Erläuterung: Russland wird unabhängig von der Dauer des Krieges stärker von China abhängig sein als vor dem Krieg. (Ende der Übersetzung der Schlüsselaussagen)

Gut für uns alle zu hören ist, dass die Vermeidung eines russischen Atomwaffeneinsatzes und eines NATO-Russland-Krieges in der RAND-Analyse oberste Priorität hat. Dies wird in 1b und 2b betont.

Hier sieht man, das RAND die Gefahren ernst nimmt, im Gegensatz zu vielen unbedarften europäischen Politikern und Journalisten.

In der US-Führung gibt es unterschiedliche Fraktionen bezüglich des weiteren Vorgehens. Besonders das Militär sieht große Gefahren in dem Krieg, so der amerikanischen Generalstabschefs Mark Milley. Siehe dazu auch den Artikel „Erich Vad: Was sind die Kriegsziele?

Die USA glaubten durch den Ukraine-Krieg Russland zu ruinieren oder sogar in Teile zerlegen zu können. Dadurch hofften Sie gegenüber ihrem Hauptgegner China gekräftigt hervorzugehen und ihm den wichtigsten Partner zu nehmen. Die Studie sagt jetzt, die USA werden geschwächt in ihren anderen Prioritäten. D.h. man muss den Krieg auch beenden, um genügend Ressourcen für die Auseinandersetzung mit China zu haben.

Da der Text öffentlich und nicht nur für die US-Führung geschrieben ist, kommt es teilweise zu beschönigenden Formulierungen.

Der territoriale Aspekt

In dem RAND-Dokument wird die Frontlinie im Dezember 2022 als neue Grenze empfohlen. Also weit mehr als die Donbass-Region und die Krim für Moskau, für einen Frieden mit Moskau.

Das sieht nicht nach einem Sieg der USA und ihrer Verbündeten aus.

Übrigens traut Russland Angeboten aus der USA nicht, da die völkerrechtlich verbindlichen Minsker Abkommen auch nicht eingehalten wurden. Sowohl die Ex-Kanzlerin Frau Merkel und der Ex-Regierungschef der Ukraine sagten es war nur ein Trick, um die Rüstung der Ukraine voranzutreiben und nicht um einen festen Frieden zu schließen.

Für die RAND-Studie gibt es in der Landfrage 2 Stufen: die Krim zurück zu holen geht nicht wegen der Eskalationsgefahr. Die östlichen Gebiete der Ukraine jenseits der Krim sind für die Interessen der USA nicht so bedeutsam, außer Russland würde den ebenfalls russisch sprechenden Süden der Ukraine (um Odessa) besetzen, denn das würde eine wirtschaftlich schwache Ukraine ergeben, die lange Hilfen aus dem Westen bräuchte.

Dem widerspricht ein Artikel in der Newsweek, der sagt, das die Titanvorkommen in der Ostukraine für die USA und EU hoch wichtig sind.

„Nun gibt es in den USA und verbündeten Staaten Bemühungen, die enormen Ressourcen der Ukraine an einem Schlüsselmetall zu identifizieren, zu entwickeln und zu nutzen, das für die Entwicklung der fortschrittlichsten Militärtechnologie des Westens entscheidend ist und das Rückgrat der künftigen Abschreckung gegen Russland und China bilden wird.

Titan ist ein leichtes und dennoch starkes Metall, das in großem Umfang in fortschrittlichen militärischen Anwendungen wie Kampfjets, Hubschraubern, Marineschiffen, Panzern, Langstreckenraketen und vielem anderen eingesetzt wird.

Wenn die Ukraine gewinnt, sind die USA und ihre Verbündeten in der Pole Position, um eine neue Titanquelle zu erschließen. Gelingt es Russland jedoch, die Lagerstätten und Anlagen des Landes zu beschlagnahmen, wird Moskau seinen globalen Einfluss auf eine zunehmend strategische Ressource ausbauen…

Die meisten Kämpfe konzentrierten sich auf die Ost- und Südukraine, wo sich Bodenschätze im Wert von Billionen Dollar befinden. Die russischen Streitkräfte haben in den ersten Monaten der Invasion mindestens zwei Titanerzlagerstätten erobert.“ (automatisiert ins Deutsche übersetzt Quelle: Newsweek)

Die Ukraine kann die Krim nicht so bald zurückerobern, so das Pentagon in einem geheimen Briefing an die Gesetzgeber. Die Einschätzung der Beamten dürfte Kiew verärgern, das die Halbinsel von Russland zurückerobern möchte. (Politico)

Die wirtschaftliche Seite

Die RAND-Analyse sagt, Russland sei genügend wirtschaftlich geschlagen.

Da Russland enge wirtschaftliche Beziehungen zu der EU hatte, hat die Zerschlagung der Lieferketten und die Schließung westlicher Firmen in Russland dort erhebliche Schäden hinterlassen. Erstaunlicherweise erholte sich die russische Wirtschaft sehr schnell. Der wirtschaftliche Rückgang betrug dort im letztem Jahr nur 2,2% laut IWF.

Die Aussichten der Wirtschaftsentwicklung für Russland sind laut IWF dieses und nächstes Jahr besser als in Deutschland. Baerbocks Wunsch Russland zu ruinieren ist demnach nicht aufgegangen.

Von Abstimmungen mit den Partnern steht in der RAND-Analyse nichts! Nur das man ihnen etwas Zeit für den Richtungswechsel geben muss.

Die militärische Seite

Wenn man die militärischen Lieferungen der USA an Kiew betrachtet, könnte man glauben eine Verhandlungslösung wird nicht angestrebt. Tatsächlich handelt es sich bei den US-Lieferungen von Panzern und den 150 km weitreichenden Raketen (GLSDB) um Lieferungen, die nicht in den nächsten 6 Monaten stattfinden sollen, wenn man bedenkt, dass der CIA-Chef glaubt, dass sich der Krieg in den nächsten 6 Monaten entscheiden wird, sagt das vieles.

Die Lieferung der GLSDB-Raketen wird mehr als 9 Monate dauern (Quelle Bloomberg)

Zu den Panzern meldet (LostInEu): Deutschland steht in der “Panzerallianz” schon wieder allein im Regen.

„Die USA werden ihre “Abrams”-Panzer erst im Herbst liefern, wenn überhaupt. Und die EUropäer stehen plötzlich auf der Bremse. Scholz hat sich vorführen und treiben lassen – nun steht er schon wieder allein im Regen…“

Wie ich erfahren habe, stehen Amerikanische Abrams M 1 im US-Depot Kerkrade-Eygelshoven, einen Steinwurf von der Grenze D-NL bei Herzogenrath und müssten nicht erst aus der USA geliefert werden.

Ein nicht existierendes Angebot an Russland entsprechend der RAND-Analyse:

Das Weiße Haus hat einen Bericht dementiert, wonach CIA-Direktor William Burns dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein Fünftel des ukrainischen Territoriums angeboten hat, um den anhaltenden Krieg im Rahmen eines von Präsident Joe Biden ausgearbeiteten Friedensplans zu beenden.

Sean Savett, der stellvertretende Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, sagte gegenüber Newsweek, dass ein Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) „nicht korrekt“ sei und dass die CIA dasselbe sagen würde. (Quelle newsweek)

Wer diesen Versuchsballon an die NZZ wohl abgesetzt hat? Sollen dadurch die NATO-Partner auf eine neue Lage eingestimmt werden? Kam er von der CIA oder war es noch ganz anders?

Am Samstag folgt der 2.Teil

Die Eskalationsmöglichkeiten Russlands oder das Gleichgewicht des Schreckens

Petra Erler hat auf Substack eine lesenswerte Bewertung der RAND-Analyse veröffentlicht.

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